Grußwort von Dr. Arnold Hückstädt

Liebe Einwohner und Gäste der Reuterstadt Stavenhagen

Mit erwartungsvoller Aufmerksamkeit hörte ich als Oberschüler meinem verehrten Deutschlehrer Karl Rohde (Körling) 1950/1951 zu, der die letzten Stunden vor den Ferien stets dazu nutzte, aus Fritz Reuters Werken „De Reis‘ nah Belligen“, „Kein Hüsung“ und „Hanne Nüte un de lütte Pudel“ vorzulesen. Sein Vortrag war meisterlich. Ihm verdanke ich meine frühe Liebe zu den plattdeutschen Dichtungen Reuters.

Wenig Später belegte ich 1953/54 während meines germanistischen Studiums an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald eine hochinteressante Vorlesung über die Geschichte der niederdeutschen Sprache und Literatur.
Ausgestattet mit Kenntnissen über die Entwicklung des Niederdeutschen und getragen von großer Wertschätzung für die Werke Fritz Reuters kam ich 1958 nach Stavenhagen, in die Stadt, die seit 1949 den Ehrennamen Reuterstadt trägt. Ich erhielt von der Stadtverwaltung den Auftrag, eine Konzeption zur Gestaltung eines neuen Museums zu Ehren Fritz Reuters zu erarbeiten. Dieses Konzept bildete die Grundlage für das Gestaltungsbuch der neuen Museumsausstellung. Die Stadtverwaltung stellte das Rathaus, in dem Reuter 1810 geboren wurde, zur Verfügung. Rechtzeitig zum 7. November 1960, dem 150. Geburtstag Fritz Reuters, konnte das neue Fritz-Reuter-Literaturmuseum der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das Museum erfreute sich nach außen großer Beliebtheit, und nach innen erweiterte es in der Folgezeit seine Bestände um reiche und wertvolle Zugänge. Eine Fachbibliothek konnte aufgebaut und ein Literaturarchiv angelegt werden. Die wertvollste Bereicherung erfuhr das Museum durch die 1969 erfolgte vertragliche Übernahme der sogenannten Reutertruhe mit zahlreichen Originalbriefen und Werkmanuskripten Reuters aus dem Museum Neubrandenburg.

Die Sammlungen des Fritz-Reuter-Literaturmuseums waren an Umfang und Qualität erheblich angewachsen, so dass 1974 zum 100. Todestag Reuters eine neue Präsentation, nunmehr bereichert durch originale Sachzeugen und Möbel aus dem Besitz Reuters, gezeigt werden konnte. Sie bestand bis zum Jahr 2001. Eine neue Ausstellung, konzeptionell entwickelt und gestalterisch aufbereitet von Frau Dr. Cornelia Nenz, setzt seitdem die Stavenhagener Museumstradition erfolgreich fort.
Mit „allen Fibern meines Empfindens“ bleibe ich Fritz Reuter und der Stadt, die seinen Namen trägt, treu.

Dr. Arnold Hückstädt