Grußwort von Lutz Schumacher

Fotocredit "SV Gruppe"

Grußwort Reuterjahr Stavenhagen

Man sollte sich mit den Projektionen längst verstorbener Prominenter ins Heute hüten. Sonst werden bedeutenden Künstlern allzu schnell Eigenschaften aus heutiger Sicht angedichtet, denen sie nicht gerecht werden können. Bei Fritz Reuter bieten sich aber viele Parallelen zu unserem heutigen Leben, unserer Gesellschaft an. Wir können uns glücklich schätzen, dass der bekannteste niederdeutsche Autor etwa fünf Jahrzehnte seines Lebens in Mecklenburg verbracht und gewirkt hat.

Denn vor allem ist Fritz Reuter ein Dichter „von hier“, der immer wieder den Mut aufbrachte, anzuecken, für seine Leidenschaften und Überzeugungen zu kämpfen. [[ Von seinem gestrengen Vater ließ er sich nur unter Druck ins „Studium der Jurisprudenz“ drängen. Als Student und Burschenschaftler träumte er von mehr Demokratie und wurde dafür mit sieben Jahren Festungshaft bestraft, wobei er seinen Anteil im Freiheitskampf im Nachhinein eher bescheiden bewertete: „Und was hatten wir denn getan? Nichts, gar nichts. Nur in unseren Versammlungen und unter vier Augen hatten wir von Dingen geredet, die jetzt auf offener Straße frei herausgeschrien werden, von Deutschlands Freiheit und Einigkeit. Aber zum Handeln waren wir zu schwach, zum Schreiben zu dumm, darum folgten wir der alten deutschen Mode: wir redeten nur darüber.“ (Ut mine Festungstid) ]]

In vielen seiner Texte schaute er dem „Volk aufs Maul“, er schrieb über die Sorgen und Nöte der vermeintlich „kleinen Leute“. Für eine Heimatzeitung wie den Nordkurier kann Fritz Reuter deshalb durchaus so etwas wie ein Vorbild sein – auch, weil er immer wieder die Nöte der Menschen thematisierte; am deutlichsten vielleicht in dem Werk „Kein Hüsung“, in dem er die Wohnungsnot und Abhängigkeiten der Landarbeiter von ihren Herren Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt. Ein Thema, das heute aktueller denn je ist.

Von daher können wir der Stadt Stavenhagen danken, dass sie „ihrem“ Dichter die Treue hält, indem sie das nach ihm benannte Literaturmuseum schon 75 Jahre lang trotz aller Geldnöte unterstützt. Es ist hervorhebenswert, dass die Reuterstadt in diesem Jahr die Ausstellungsfläche deutlich vergrößert und um zwei einmalige private Sammlungen erweitert.

Fritz Reuter war auch ein Genussmensch, der gerne gegessen, getrunken und mit anderen Menschen zum Klönen und Genießen zusammengekommen ist. Auch daran können sich die Bürger der Reuterstadt Stavenhagen und ihre Gäste erinnern, wenn sie den bekanntesten Sohn der Stadt 2024 feiern. Wir wünschen gutes Gelingen! Und natürlich wird der Nordkurier in den kommenden Monaten, wie auch schon bisher, regelmäßig über den Fortgang des Fritz-Reuter-Jahres berichten …

Lutz Schumacher 
Geschäftsführer Nordkurier